Elektromotorräder in Afrika: Die leise Revolution der Verkehrswende

Verkehrswende auf afrikanisch: Elektromotorräder revolutionieren Kenias Verkehr. Günstiger, nachhaltiger & alltagstauglich.

Wenn wir von der Dekarbonisierung des Verkehrs sprechen, denken die meisten zuerst an Elektroautos oder neuerdings auch an elektrische LKWs. Meistens richtet sich der Fokus auf Europa, Nordamerika oder Asien, insbesondere China. Doch auch in anderen Teilen der Welt schreitet die Verkehrswende voran – oft auf eine Weise, die uns nicht sofort in den Sinn kommt.

Motorräder: Das Rückgrat der Mobilität in Afrika

Während Motorräder in vielen Industrienationen eine untergeordnete Rolle spielen, sind sie in Afrika – nach den eigenen Füßen – das meistgenutzte Verkehrsmittel. Sie werden sowohl für die Personenbeförderung als auch für den Transport von Waren, Lebensmitteln und Paketen genutzt und sind das am meisten verkaufte Neufahrzeug.

Gleichzeitig belastet der Import von fossilen Rohstoffen die Wirtschaft vieler afrikanischer Länder enorm. In Keniabeispielsweise belief sich das Handelsbilanzdefizit im Jahr 2023 auf 11,4 Milliarden USD, wobei Mineralölprodukte mit etwa 4 Milliarden USD den größten Posten der Importe ausmachten. Somit ist die Dekarbonisierung des Verkehrs nicht nur eine Klimafrage, sondern auch eine ökonomische Notwendigkeit.

Kiri EV: Elektrische Motorräder als Alternative

Eines der Unternehmen, das diese Verkehrswende vorantreibt, ist Kiri EV aus Kenia. GrowthAfrica hat ein Video mit dem Gründer Christopher Maara veröffentlicht, in dem er die Vorteile des Umstiegs von Benzin- auf Elektromotorräder beschreibt:

„Damit Elektromotorräder eine echte Alternative zu Benzinmotorrädern darstellen, müssen sie vergleichbare Leistungswerte bieten – in Bezug auf Tragfähigkeit, Geschwindigkeit und Reichweite. Ein entscheidender Faktor ist zudem der Preis. Die wichtigste Frage lautet: Warum sollte jemand von Benzin auf Elektro umsteigen?“

Christopher Maala, Gründer von Kiri EV
Die Antwort: Elektromotorräder sind deutlich günstiger im Betrieb
  • Geringere Betriebskosten: Die Kosten pro Kilometer betragen weniger als 1 kenianischen Schilling, während ein Benzinmotorrad etwa 3 Schilling pro Kilometer kostet.
  • Weniger Wartung: Während ein Benzinmotorrad alle 2.000 km einen Service für ca. 15 US-Dollar benötigt, fallen bei einem Elektromotorrad in diesem Zeitraum lediglich 3 US-Dollar an.
Kunden von Ampersand

Weitere Vorreiter: Roam und Ampersand

Kiri EV ist nicht das einzige Unternehmen, das auf dem kenianischen Markt aktiv ist. Auch Roam und Ampersandtreiben die Elektrifizierung des Motorradsektors voran.

Roam: Das Elektromotorrad „Roam Air“

Die Firma Roam bietet neben Elektrobussen auch Elektromotorräder an. Ihr Modell „Roam Air“ wurde speziell für den afrikanischen Markt entwickelt, insbesondere für den Einsatz als Motorradtaxi („Boda Boda“).

Zwei austauschbare Akkus mit einer Kapazität von 6,5 kWh sorgen für eine Reichweite von bis zu 180 km. Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h, Preis: ca. 1.500 US-Dollar – eine erschwingliche Alternative zu Benzinmotorrädern.

Roam Air One auf den Straßen Nairobis
Ampersand: Batteriewechsel für mehr Effizienz

Ein weiterer wichtiger Akteur ist Ampersand aus Ruanda, das ebenfalls auf dem kenianischen Markt expandiert. Das Unternehmen setzt auf austauschbare Batterien, um lange Ladezeiten zu vermeiden.

Fahrer können ihre leeren Batterien innerhalb weniger Minuten an Tauschstationen ersetzen. Bereits über 5.000 Elektromotorräder auf der Straße. Zusammen haben diese mehr als 280 Millionen Kilometer zurückgelegt.

Akkuwechsel bei Amersand

Sauberer Strom für eine nachhaltige Zukunft

Ein weiterer Vorteil der Elektrifizierung des Verkehrs in Kenia ist der saubere Strommix. Bereits 2024 wurden über 83 % der kenianischen Energie CO-arm erzeugt. Die Hauptquellen sind Geothermie, Wasserkraft und Windkraft.

Durch den Umstieg auf Elektromobilität profitieren zahlreiche Akteure:

  • Transportunternehmer (insbesondere Boda-Boda-Fahrer) sparen Kosten und steigern ihr Einkommen.
  • Neue Industriezweige und Arbeitsplätzeentstehen (Ampersand produziert bereits vor Ort).
  • Afrikanische Länder werden unabhängiger von Energieimporten.

 

Und als sei dem noch nicht genug: Diese Beispiele zeigen anschaulich, dass auch die afrikanischen Ländern dabei sind, ihren Beitrag zur Rettung des Klimas zu leisten. 

Montage bei Ampersand

Sanfter Wandel statt radikaler Umbruch

Doch der Wechsel auf Elektromobilität ist für viele Menschen eine Herausforderung. Christopher Maara erklärt, wie Kiri EV diese Hürde überwindet:

„Menschen tun sich oft schwer mit großen Veränderungen. Deshalb haben wir darauf geachtet, dass unsere Elektromotorräder den Benzinmotorrädern in Design und Fahrgefühl sehr ähnlich sind. Dadurch fühlt sich der Wechsel nicht wie ein radikaler Umbruch an, sondern wie eine sanfte, logische Weiterentwicklung. Unser Ansatz besteht nicht darin, sofort eine komplette Revolution im Transportsektor zu erzwingen. Vielmehr setzen wir auf einen schrittweisen Wandel, der den Umstieg auf Elektromobilität für jeden Motorradfahrer attraktiv und unkompliziert macht.“

Ein weiser Satz, den wir ohne Änderung auch für uns in Europa übernehmen können.

Wir haben uns im SteckerBiker-LiveTalk bereits mit dem Thema befasst:

https://youtube.com/live/-0VgUOU6i5s

Mehr über GrowthAfrica

GrowthAfrica ist eine der führenden panafrikanischen Organisationen zur Unterstützung von Start-ups. Seit der Gründung 2002 hat sie über 437 Unternehmungen beschleunigt, mehr als 40.000 Arbeitsplätze geschaffen und Investitionen in Höhe von über 60 Millionen USD ermöglicht.

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