Mit General Motors interessiert sich nun offenbar ein weiterer großer Name der Mobilitätsbranche für den Markt der Elektromotorräder. Das US-Unternehmen hat sich kürzlich ein Fahrzeug patentieren lassen, das in eine völlig neue Richtung für den Konzern weist: ein leichtes batterieelektrisches Zweirad mit Hinterradnabenmotor und scramblerähnlichem Design. Für GM, das vor allem durch massive Pickups und SUVs bekannt ist, wäre das ein bemerkenswerter Schritt – ist das ein Zeichen für eine langfristige Diversifizierung der Elektromobilitätsstrategie?
Scrambler-Optik trifft Nabenmotor-Technik
Die nun veröffentlichten Patentzeichnungen zeigen ein kompakt gebautes Elektromotorrad, das sich optisch an klassischen Scramblern orientiert – also an leichten, robusten Motorrädern mit aufrechter Sitzposition und Offroad-Anleihen. Im Gegensatz zu leistungsstarken E-Bikes wie der LiveWire One von Harley-Davidson oder den Sportmodellen von Zero Motorcycles mit Mittelmotor und Riemenantrieb setzt GM offenbar auf einen anderen Ansatz: Zugänglichkeit, Alltagstauglichkeit und niedrige Einstiegshürden.
Ein zentrales technisches Merkmal: der Hinterradnabenmotor. Dieser Antriebstyp ist besonders wartungsarm, kompakt und günstig in der Herstellung. Er findet sich oft bei E-Rollern oder leichten E-Bikes – für leistungsstarke Motorräder wird er bislang eher selten verwendet. In Kombination mit einem auffallend großen Akkublock, der zentral im Rahmen sitzt, entsteht so ein Fahrzeug, das für den städtischen Raum und Kurzstreckenpendler konzipiert scheint.
Optisch erinnert das Patentmodell stark an bereits existierende Fahrzeuge wie das Dab A1 aus Frankreich. Auch dieses Elektromotorrad kombiniert Scrambler-Design mit urbaner Alltagstauglichkeit. Das A1 bietet dabei ein ähnliches Konzept: leichtes Chassis, robuster Look und eine klare Zielgruppe – junge Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner, die ein stylishes und zugleich praktisches E-Motorrad suchen. Die Nähe in Form und Zweck legt nahe, dass GM sich bei der Entwicklung möglicherweise an solchen erfolgreichen Vorbildern orientiert hat.
Die Reichweite lässt sich anhand der Zeichnungen nur schwer abschätzen, doch die Dimension des Akkus legt nahe, dass sie für den täglichen Berufsverkehr mehr als ausreichend wäre – allerdings ohne Ambitionen für Langstreckentouren.

Strategisch klug oder nur ein Testballon?
General Motors ist kein Neuling in Sachen Elektromobilität: Mit Modellen wie dem Chevrolet Bolt EUV, dem elektrischen Silverado oder dem Cadillac Lyriq hat der Konzern in den letzten Jahren kräftig in batterieelektrische Fahrzeuge investiert. Im Bereich der Mikromobilität versuchte sich GM schon 2019 mit dem Ariv-E-Bike, einem durchdachten Pedelec, das allerdings kurz nach Marktstart wieder eingestellt wurde – offiziell aus wirtschaftlichen Gründen.
Das nun patentierte Elektromotorrad könnte also ein weiteres Glied in einer elektrischen Produktpalette sein, mit der GM breitere Zielgruppen ansprechen will – insbesondere junge, urbane Menschen, die nach nachhaltigen, flexiblen Mobilitätsformen suchen. Anders als etwa Harley-Davidson hat GM bislang aber keine eigene Motorradmarke gegründet. Deshalb bleibt offen, ob das Patent tatsächlich auf eine eigene Produktion hindeutet oder lediglich Zukunftsszenarien absichert.
Denkbar wäre auch ein anderer Weg: eine Kooperation mit bestehenden Motorradherstellern, ein Lizenzmodell oder sogar eine Submarke für Zweiradprodukte. Der Markt für leichte Elektromotorräder wächst, vor allem in Asien und Nordamerika – ein Feld, das für GM Potenzial bietet, ohne gleich in direkte Konkurrenz mit etablierten Premium-Marken zu treten.

Markt mit Zukunft – aber auch mit Konkurrenz
Der Einstieg von GM käme zu einem interessanten Zeitpunkt: In den USA nimmt das Interesse an elektrischen Leichtkrafträdern stetig zu. Neben etablierten Playern wie Zero oder LiveWire drängen auch immer mehr Start-ups mit innovativen Konzepten in den Markt. In Europa ist besonders das Segment der 125er-Äquivalente gefragt – also Maschinen, die man mit dem Autoführerschein (B196) fahren kann und die sich gut für Pendler und Stadtverkehr eignen.
Modelle wie die optisch ähnliche DAB A1 aus Frankreich zeigen, dass es eine wachsende Nachfrage nach stylischen, kompakten E-Motorrädern gibt, die sich problemlos im urbanen Alltag einsetzen lassen. Sollte GM ein ähnliches Fahrzeug zu einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis auf den Markt bringen, könnten sie gerade in Europa und Nordamerika viele potenzielle Kundinnen und Kunden ansprechen.

#SteckerBiker-Fazit
General Motors zeigt mit diesem Patent, dass das Thema Elektromotorrad auch für große Konzerne zunehmend spannend wird. Das gezeigte Konzept ist vielversprechend: leicht, alltagstauglich und mit Fokus auf den urbanen Einsatz. Auch wenn es aktuell noch keine offiziellen Pläne zur Serienproduktion gibt, könnte GM mittelfristig einen echten Gamechanger für den US-Markt liefern – und möglicherweise auch darüber hinaus – wenn der Preis stimmt. Wir bleiben dran – und freuen uns auf alles, was da elektrisch auf zwei Rädern auf uns zu rollt!