Honda CUV e: Zwischen Fortschritt und Vorsicht

Der Honda CUV e: wirkt durchdacht und modern, bleibt aber hinter den Erwartungen zurück – ein solider E-Roller, dem der echte Innovationsgeist fehlt.

Honda bringt mit dem CUV e: sein zweites Elektrozweirad für den europäischen Markt an den Start. Nach dem eher minimalistischen EM1 e: soll der neue Roller zeigen, dass es der weltweit größte Motorradhersteller mit der E-Mobilität ernst meint. Der CUV e: wirkt dabei in vielerlei Hinsicht durchdachter, stärker und alltagstauglicher – aber auch dieser Scooter bleibt letztlich ein vorsichtiger Schritt, nicht der große Sprung.

Ein Roller mit Geschichte – und Zukunft

CUV? Der Name ist bei Honda kein Novum. Bereits in den 1990er-Jahren war in Japan ein „Clean Urban Vehicle“ mit Elektroantrieb erhältlich – damals allerdings noch eher ein Versuchslabor auf Rädern. Mit dem neuen CUV e: kommt nun ein ausgereiftes, in Serie produziertes Modell auf den europäischen Markt, das sich klar an Pendler mit mittleren Reichweitenbedürfnissen richtet – also über das klassische Kurzstrecken- und Uni-Publikum hinaus, das man mit dem EM1 e: ansprach.

Doppelte Akkuleistung, doppelte Reichweite?

Der wichtigste Unterschied zum EM1 e: liegt im Antriebskonzept. Statt einer einzelnen 1,3-kWh-Batterie bringt der CUV e: zwei entnehmbare Honda Mobile Power Pack e: mit – also 2,6 kWh Kapazität insgesamt. Damit steigt die Reichweite auf über 70 Kilometer (nach WMTC), die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 83 km/h. Der seitlich montierte E-Drive-Motor leistet bis zu 6 kW (8,16 PS) und entwickelt 22 Nm Drehmoment – genug für zügige Ampelstarts und Stadtautobahn.

Die Akkus lassen sich zum Laden herausnehmen und an einer normalen Steckdose mit dem mitgelieferten externen Ladegerät aufladen – in ca. 6 Stunden von 0 auf 100 %, oder 160 Minuten für 25–75 %. Honda verspricht eine Lebensdauer von über 2.500 Ladezyklen.

Klar ist aber auch: Mit 2,6 kWh bleibt der Spielraum begrenzt – und der Verbrauch laut WMTC von 63 Wh/km deutet bereits darauf hin, dass die versprochene Reichweite in der Realität nicht übertroffen werden dürfte. Für innerstädtische Pendler mag das reichen, für größere Ausflüge oder spontane Touren wird es weiterhin eng.

Navigation mit Akku-Logik: RoadSync Duo®

Technologisch ist der CUV e: jedoch ein klarer Fortschritt. Er ist das erste Modell, das mit Honda RoadSync Duo®ausgestattet ist – einer speziell für E-Fahrzeuge erweiterten Version der bekannten Smartphone-Konnektivitätsplattform.

Die App verbindet sich via Bluetooth mit dem Fahrzeug und liefert Navigation, Anruf- und Musiksteuerung sowie Reichweitenmanagement auf ein 7-Zoll-TFT-Display im Cockpit. Besonders clever: Die Navigation berücksichtigt automatisch die verbleibende Akkuladung und passt bei Bedarf die Route an. Per OTA-Update lässt sich das System aktuell halten. Die Bedienung erfolgt intuitiv über den linken Lenker.

Komfort trifft urbane Praktikabilität

Im Alltag punktet der CUV e: mit typischer Honda-Sorgfalt. Ein Smartkey-System ersetzt den herkömmlichen Schlüssel, unter der Sitzbank ist Stauraum für kleine Gepäckstücke oder Kleidung, ein USB-C-Anschluss lädt Smartphone oder Navi, und eine Innentasche in der Frontverkleidung nimmt Trinkflasche oder Geldbeutel auf.

Der Rückfahr-Assistent erleichtert das Rangieren auf engem Raum, 12-Zoll-Räder, ein CBS-Bremssystem und ein robuster Stahlrahmen mit Teleskopgabel vorne sorgen für Fahrkomfort. Die Sitzhöhe liegt bei nur 760 mm, das Fahrzeuggewicht bei 120 kg, der Wendekreis bei handlichen 1,99 Metern. Kurz: Der CUV e: ist für die urbane Realität gebaut – allerdings nicht unbedingt für mehr.

Honda und der elektrische Mittelweg

Dass Honda bei Design und Verarbeitung keine Kompromisse macht, ist zu erwarten – der CUV e: wirkt hochwertig und in sich stimmig. Zwei Farben – Pearl Jubilee White und Premium Silver Metallic – stehen in Deutschland zur Wahl, optional gibt es Honda-Zubehör wie Topcases (auch mit Smartkey), Windschutzscheiben, Handprotektoren und Alarmanlage.

Vertrieben wird der CUV e: je nach Land im Rahmen von Kauf-, Leasing- oder Abomodellen, analog zum EM1 e:. Preise sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt.

SteckerBiker-Fazit: Ein solider E-Roller, aber kein Gamechanger

Der EM1 e: war mit seinem winzigen 1,3-kWh-Akku ein Einsteigergerät mit begrenztem Nutzen. Der CUV e:verdoppelt die Kapazität – und schafft damit die Schwelle zur realen Alltagstauglichkeit. Aber auch mit 2,6 kWh bleibt der Radius überschaubar. Große Sprünge sind mit diesem Scooter nicht zu erwarten – weder in Reichweite noch im Konzept.

Ja, es ist erfreulich, dass Honda sein Elektrosortiment ausbaut und mit dem Mobile Power Pack e: ein Wechselakku-System verfolgt, das langfristig Potenzial hat. Auch RoadSync Duo® ist ein durchdachtes digitales Feature, das echten Mehrwert bietet. Aber das Ganze wirkt trotzdem wie ein vorsichtiges Herantasten. Honda bietet aktuell nichts, was nicht Niu, Yadea oder Silence schon längst am Markt haben – teilweise sogar mit besseren Daten, größeren Akkus oder integrierten Tauschsystemen.

Kurz: Der CUV e: ist ein ordentlicher, komfortabler, technisch sauber gemachter E-Roller. Aber wer echte Innovation oder den großen Wurf erwartet, muss sich weiter gedulden.

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