Infinite Machine – Nico Rosbergs „Non Car“ Mobilitätsidee
Die Städte verändern sich, und der Platz für Autos wird knapper. Es braucht neue Ideen, neue Formen von Mobilität und neue Kategorien von Fahrzeugen, die weder Roller noch Motorrad, weder E-Bike noch Mini-Car sind. Genau dieses Zwischenfeld will ein junges Unternehmen aus New York besetzen – Infinite Machine, unterstützt von einem Investor, der weiß, wie Mobilität funktioniert: Nico Rosberg. Doch kann die Marke wirklich zu einer Alternative werden, wenn es um urbane Elektromobilität der nächsten Generation geht?
Ein Startup mit klarer Richtung
Infinite Machine wurde von den Brüdern Joseph und Eddie Cohen gegründet, zwei Design und Technikenthusiasten aus Brooklyn, die sich am Status quo der Mobilität störten. Ihnen fehlte ein Fahrzeug, das beides vereint: technische Leistungsfähigkeit und ein ikonisches, modernes Design. Also entwickelten sie ihre eigene Interpretation der Stadtmobilität – und das mit beeindruckendem Rückenwind.
In einer Seed Finanzierungsrunde holte sich das Startup 9,3 Millionen US Dollar, angeführt vom renommierten Silicon Valley VC Andreessen Horowitz. Zusätzlich beteiligt ist Nico Rosberg, der über „Rosberg Ventures“ nicht nur Kapital, sondern auch Glaubwürdigkeit und Aufmerksamkeit in die junge Marke bringt. Für Rosberg passt Infinite Machine in seine Vision einer nachhaltigen, technologischen und dennoch emotionalen Mobilität.
Das Unternehmen selbst hat seinen Sitz in Brooklyn, New York, arbeitet aber bereits aktiv an der Expansion nach Europa – und nutzt dafür 2025 die wichtigste Bühne der Branche.
Die EICMA als Tor nach Europa
Auf der EICMA 2025 in Mailand stellt Infinite Machine erstmals seine vollständige europäische Modellpalette vor. Die Messe soll nicht nur Präsentationsfläche, sondern der Startpunkt für den Markteintritt in Europa sein. 2026 sollen die ersten Einheiten ausgeliefert werden, zunächst über ausgewählte Händler. Es geht um Sichtbarkeit, aber auch um ein Zeichen: Infinite Machine versteht sich als Teil einer neuen urbanen Fahrzeugkultur, die jenseits klassischer Kategorien denkt.
Olto, der kompakte Einstieg
Der Olto bildet den Einstieg in die Welt von Infinite Machine. Das Modell ist bewusst für den europäischen Alltag gestaltet: klein, robust, wetterfest und als L1e Version voll EU konform. Die europäische Variante ist auf 45 kmhbegrenzt, doch der verbaute 2 kW Nabenmotor kann technisch bis zu 53 kmh leisten. Die Software regelt entsprechend herunter, um die Moped Zulassung zu ermöglichen.
Seine Energie bezieht der Olto aus einer 48 Volt Batterie mit 25 Ah, also rund 1,2 kWh Kapazität. Der Akku ist UL 2271 zertifiziert, lässt sich „hot swappen“ und in wenigen Sekunden tauschen – ein großes Plus im dichten Stadtverkehr. Die Reichweite liegt bei etwa 60 Kilometern, abhängig von Temperatur und Fahrprofil – realistisch sind wohl eher 30-40 km. Mit dem Schnellladegerät beträgt die Ladezeit rund drei Stunden, während das Standardladegerät etwa sechs Stunden benötigt. Zweiteres ist bei dieser Akkugröße nicht zeitgemäß.
Auch technologisch positioniert sich der Olto klar jenseits des Üblichen. NFC Entriegelung, GPS Tracking über LTE, ein Alarmmodul mit eigener Backup Batterie und eine automatische Lenkradsperre formen ein Sicherheitskonzept, das man in dieser Klasse selten findet. Dazu kommen ein 4,3 Zoll Display, Smartphone Integration und integrierte Beifahrerfußrasten. Mit seinem geplanten Preis von 2.995 Euro bleibt er trotz all dieser Features überraschend günstig.
Der P1 – das kraftvolle Aushängeschild
Über dem Olto steht der P1, das technisch ambitionierteste Modell des Herstellers. Sein Antrieb liefert 6 kW Dauerleistung und erreicht kurzzeitig 12 kW Spitzenleistung – genug für bis zu 105 kmh in der europäischen Version. Damit positioniert sich der P1 klar als leichtes Elektromotorrad.
Die Energie stammt aus einer 72 Volt Batterie mit 45 Ah, was rund 3,2 kWh entspricht. Auch dieser Akku ist UL 2271 zertifiziert, herausnehmbar und modular aufgebaut. Die modulare Gestaltung ermöglicht Erweiterungen – zum Beispiel zusätzliche Energieeinheiten oder integrierte Lautsprechermodule.
Mit rund 100 Kilometern Reichweite im urbanen Alltag spielt der P1 bei der Praxistauglichkeit vorne mit. Die Ladezeiten bleiben mit vier bis sechs Stunden alltagstauglich aber hinter den heutigen Erwartungen zurück.
Seine technischen Besonderheiten reichen weit über den Antrieb hinaus: ein digitales Bordsystem mit Smartphone App, Front und Rückkameras, ABS, GPS Diebstahlschutz, Motor und Vorderradsperre, mehrere Fahrmodi inklusive Turbo Boost und ein Rückwärtsgang für enge Stadtsituationen.
Optisch bleibt der P1 ein futuristisches Statement. Kantig, brutalistisch, bewusst unkonventionell – ein Fahrzeug, das sich mehr nach Konzeptstudie als nach Serienmodell anfühlt.
Was die #SteckerBiker meinen
Infinite Machine wirkt nicht wie ein weiteres hipsterhaftes E Mobility Startup, sondern wie ein ernst zu nehmender Versuch, eine neue Fahrzeugkategorie zu definieren. Der Olto überzeugt durch seine pragmatische Alltagstauglichkeit, das niedrige Gewicht, die „hot swappable“ Batterie und ein Sicherheitskonzept, das man in der L1e Klasse kaum findet. Der P1 hingegen setzt ein klares Ausrufezeichen: mehr Leistung, mehr Technik – ob der Mut zum Design auch andere #SteckerBiker überzeugen wird? Erstmal müssen genug mutige Händler gefunden werden – dann sehen wir weiter.