Und wie weit kommst Du damit? Mit der Zero in die Berge

Mit dem E-Motorrad auf ein Bikertreffen in den Alpen: Lautlose Pässe, starke Reichweite, gute Ladeinfrastruktur – und viel Gesprächsstoff vor Ort.

Das Gerücht, man könne mit Elektromotorrädern keine Touren fahren, wurde mittlerweile schon ebenso oft widerlegt, wie es sich nach wie vor hartnäckig hält. Ich war mit meiner Zero DSR/X und deren Vorgängerin, einer DSR der 2. Generation, mittlerweile schon in vielen Teilen Deutschlands und auch im Ausland unterwegs. Ich weiß daher, dass ich im Flachland mit der ersten vollen Akkuladung 180–200 km weit komme und Tagestouren von 500 km problemlos möglich sind.

Aber ich war bis dato noch nicht im Hochgebirge. Es ergab sich einfach noch nicht. Doch nun bot sich die perfekte Gelegenheit…

Letztes Mal „Club of Newchurch“ – jetzt elektrisch

Zum letzten Mal fand heuer im österreichischen Neukirchen am Großvenediger das Motorradtreffen „Club of Newchurch“ statt, das ich in der Vergangenheit mit meinem Triumph Tiger das eine oder andere Mal gerne besucht hatte. (Ich bin sogar einmal mit meiner auf Rallye umgebauten T400 bei der Vorgängerveranstaltung, den „TriDays“, im Rumble gestartet – war jedoch meinem Gegner mit einer umgebauten Speed Triple unterlegen…)

Diese Veranstaltung trieft förmlich vor Benzin und Bike-Kultur: Der ganze Ort wird zur Fußgängerzone, mit Musikbühnen, Verkaufsständen, Foodtrucks und gefühlt tausenden Bikern. Mittendrin jede Menge Motorräder, die sich durch die Menge schieben. Wer Motorengeräusch pauschal als Lärm empfindet, ist hier definitiv falsch.

Dass das Event zum letzten Mal in dieser Form stattfand, wollte ich mir nicht entgehen lassen. Also wurde das E-Motorrad auf den Anhänger geladen und 800 km nach Süden gekarrt – zwei Tage in den Bergen, zum Fahren und Feiern. Und nein: Auch zu Verbrenner-Zeiten bin ich nicht auf eigener Achse angereist. Ich verzichte gern auf 1.600 km Autobahn in zwei Tagen.

Reichweitentest im alpinen Gelände

Bislang hatte ich keinerlei Erfahrungen, wie sich meine DSR/X in den Bergen schlägt – weder beim Verbrauch noch bei der Reichweite. Auch zur österreichischen Ladeinfrastruktur hatte ich keine echten Erfahrungswerte. Also ging es am ersten Tag vorsichtig los: Von „Newchurch“ über den Gerlos bis zur Zillertaler Höhenstraße und zurück. Ich startete mit 97 % SoC und war nach 150 km mit 25 % Restakku wieder im Quartier. Ich habe unterwegs keine Blumen gepflückt, bin aber auch kein Rennen gefahren – und mittags gab es einen wohlverdienten Kaiserschmarrn.

Am zweiten Tag ging es auf den Großglockner, diesmal mit Sozia. Da die Sitzbank der Zero, vor allem hinten, alles andere als bequem ist, blieb es bei einer gemeinsamen Runde über den Berg. Start mit 100 %, Rückkehr nach 150 km wieder mit 25 %. Kurz am Römerhof in Fusch geladen (20 Minuten, Apfelstrudel) und danach nochmal alleine zur Franz-Josefs-Höhe, wo ich ebenfalls kurz nachgeladen habe. Am Ende standen fast 300 km auf dem Tageszähler.

200+ Kilometer im Gebirge? Locker machbar!

Und das, obwohl ich den Akku nicht auf die optionalen 110 % geladen hatte. Mein Fazit: Im Gebirge, egal ob solo oder mit Beifahrerin, ist eine Reichweite von 200–220 km absolut realistisch. Das hat mich ehrlich gesagt positiv überrascht.

Ebenso überraschend: Die Ladeinfrastruktur im Bundesland Salzburg. Ich musste nicht ein einziges Mal gezielt einen Ladehalt planen. Ladeparks mit AC- und DC-Ladern gibt es reichlich – selbst auf Passstraßen. Und meistens ist direkt daneben ein Café, ein Gasthaus oder ein Restaurant. Ich weiß nicht, wie es im restlichen Österreich ist, aber die Gegend um den Großglockner herum ist ein Paradies für #SteckerBiker!

Elektrisch auf dem Bikertreffen – eine Erfahrung für sich

Das Motorradtreffen selbst war mit einem E-Motorrad… sagen wir mal: herausfordernd. Zum einen ist es ohne klassisches Motorengeräusch schwer, sich durch die Menschenmenge zu bewegen. Das typische Grummeln eines Verbrenners fehlt – und nein, eine Fahrradklingel am Lenker ersetzt das nicht.

Zum anderen ist es eine echte Überlegung wert, ob man das Motorrad mitten auf dem belebten Marktplatz an eine Ladesäule stellt. Man kommt nicht mehr weg. Denn man ist sofort Mittelpunkt des Interesses – und darf jede Menge Fragen beantworten. Die am häufigsten gestellte:
„Und wie weit kommst Du damit?“

Wenn ich dann von meinen 200+ Kilometern Reichweite berichte und erkläre, dass ich gefühlt an jeder Milchkanne laden kann, kommen die meisten schnell selbst drauf, wie viele Ladesäulen sie bei ihren eigenen Touren schon gesehen haben. Die Reaktion ist dann fast immer die gleiche:
„Ja, das reicht.“

SteckerBiker-Fazit

Mit dem E-Motorrad ins Gebirge? Ich kann es nur empfehlen! Sucht Euch die kleineren, ruhigeren Pässe – dort entfaltet der leise E-Motor seine volle Magie. Und habt keine Scheu, auf Motorradtreffen zu fahren oder Orte aufzusuchen, an denen viele andere Biker sind. Die, die ich getroffen habe, waren offen, interessiert – oder zumindest neugierig. Den in den sozialen Hetzwerken oft erlebten Hass habe ich im echten Leben nicht ein einziges Mal gespürt.

Ich wünsche mir, dass die Ladeinfrastruktur bald überall so gut ausgebaut ist wie in diesem Teil Österreichs: AC-Lader an jeder Ecke, zu einem akzeptablen Preis (z. B. 49 ct/kWh ad hoc). Dann wird Touring mit dem E-Motorrad endgültig zum Selbstverständnis.

Überraschung zum Abschied

Am Tag der Abreise dann die schönste Überraschung: Der Inhaber des Hotels fährt selbst E-Motorrad – eine Stark Varg! Er ist absolut begeistert von der Maschine und hat mir angeboten, sie einmal auszuprobieren. Leider war dafür keine Zeit mehr. Aber: Wir kommen bestimmt wieder.

Denn ab dem nächsten Jahr übernimmt 1000PS die Schirmherrschaft über das Treffen in Neukirchen – vermutlich unter einem neuen Namen.
Wir dürfen gespannt sein…

Link zur Veranstaltung:

https://newchurch.at

 

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