Ist die Zukunft des Motorrads wirklich elektrisch?

Elektromotorräder sind umweltfreundlich und machen Spaß, doch hohe Preise, kurze Reichweite und geringe Nachfrage bremsen den Markt. Die Zukunft bleibt ungewiss.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Facebook vom Nutzer BMS E-motorrijder, einem niederländischen E-Motorrad-Blogger veröffentlicht. (Den Link zum Original findet Ihr am Ende.) Auch wenn ich nicht zu 100% mit den Inhalten übereinstimme, so möchte ich ihn Euch nicht vorenthalten, da ich ihn sehr gut finde: 

Elektromotorräder: Saubere Zukunft oder technologische Sackgasse?

Sind Elektromotorräder die saubere Zukunft des Motorradfahrens oder eine seelenlose technologische Sackgasse für gutgläubige Idealisten? Die Antwort ist … noch nicht eindeutig.

Der aktuelle Stand des Elektromotorrad-Marktes

Obwohl wir nicht genau wissen, wie Motorradfahren in 20 Jahren aussehen, klingen oder riechen wird, können wir zumindest sagen, wo Elektromotorräder derzeit stehen.

Es ist ein winziger Markt für Frühanwender, vergleichbar mit der Automobilbranche vor zehn Jahren. Der Markt ist nicht nur klein, sondern schrumpft derzeit sogar, was auf die unbeständige Politik der Regierung zurückzuführen ist. Ein ähnliches Bild zeigt sich in ganz Europa, wo der Verkauf von Elektromotorrädern in den fünf größten Märkten im vergangenen Jahr um 25% zurückging.

Neue am Markt: Rezon Bohemia

Wirtschaftliche Herausforderungen für Elektromotorrad-Hersteller

Der Rückgang der Verkaufszahlen ging Hand in Hand mit einer Reihe von Insolvenzen oder finanziellen Schwierigkeiten bei Herstellern von Elektromotorrädern. Zu den betroffenen Unternehmen zählen Energica, Arc, Cake, Sondors, Fuell und Ubco. Angesichts der instabilen Marktlage und der sinkenden Nachfrage ist es verständlich, warum etablierte Motorradmarken zögern, sich auf das Segment einzulassen. Zudem können die großen Motorradhersteller ihre Verkaufszahlen mit elektrischen Fahrzeugen anderer Sparten ausgleichen – zumindest bisher.

E-Hersteller wurde liquidiert: Energica

Die großen Hersteller steigen ein

Denn ob es einem gefällt oder nicht, es gibt deutliche Anzeichen für eine bevorstehende Veränderung. Im Jahr 2025 werden alle vier großen japanischen Motorradhersteller ein elektrisches Zweirad auf den Markt bringen. Honda hat bereits angekündigt, dieses Jahr eine elektrische Roadster in Produktion zu nehmen und bis zum Ende des Jahrzehnts 30 Elektromodelle einzuführen – das sind weniger als fünf Jahre. Auch Royal Enfield hat mit „Flying Flea“ eine elektrische Untermarke ins Leben gerufen und plant eine völlig neue Modellreihe.

Wenn Hersteller wie Honda und Royal Enfield in das Elektromotorrad-Segment einsteigen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich der Markt etabliert. Welche Elektromotorräder werden also 2025 erhältlich sein, und was bringt die Zukunft?

Honda hat für 2025 mehrere elektrische Motorräder angekündigt

Technologische Fortschritte und kommende Modelle

Während einige Hersteller ihre elektrischen Ambitionen zurückgeschraubt haben (insbesondere BMW), hat Honda kürzlich große Verpflichtungen eingegangen. Bis 2030 sollen weltweit 30 elektrische Zweiräder in die Modellpalette aufgenommen werden, wobei das erste vollwertige Elektromotorrad noch in diesem Jahr erscheinen soll. Zudem arbeitet Honda intensiv an Feststoffbatterien.

Bislang hat Honda nur ein Konzeptfahrzeug namens „EV Fun“ vorgestellt, mit wenigen technischen Daten. Bekannt ist lediglich eine „Reichweite von über 100 km“. Doch ein Blick auf die 180 mm breite Hinterradbereifung, Nissin-Radialbremsen und eine anscheinend elektronisch verstellbare Vorderradgabel lässt vermuten, dass es sich um ein Modell in der Liga der CB650R und nicht der CB125R handelt.

Auf unbestimmte Zeit verschoben: BMW E-Boxer

Die Rolle von Ducati und sportlichen Elektromotorrädern

Royal Enfield, das 2024 weltweit fast eine Million Motorräder verkauft hat, konzentriert sich auf den wachsenden Zweiradmarkt in Indien, wo der Absatz um 33 % auf fast 1,15 Millionen Einheiten gestiegen ist. Suzuki verfolgt offenbar eine ähnliche Strategie und stellte auf der Bharat Mobility Expo in Neu-Delhi seine erste batterieelektrische E-Address-Scooter vor. Bislang ist bekannt, dass dieses Modell nur in Indien auf den Markt kommen soll, doch Suzuki plant, später im Jahr auch Details zur Einführung auf dem europäischen Markt zu veröffentlichen.

Die technischen Daten und das Design der Modelle sind vielleicht noch nicht überragend, doch erstmals werden alle vier großen japanischen Motorradhersteller ein elektrisches Zweirad in Produktion haben – ein wichtiger Meilenstein.

Suzukis erster Elektroroller: E-Address

Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Aber was, wenn man kein pragmatischer Pendler ist, sondern einfach ein leistungsstarkes Elektromotorrad möchte? Ein blitzschnelles Superbike mit direkter Kraftentfaltung? Mit dem Insolvenzantrag von Energica und den Start-ups Lightning Motorcycles und Damon Motorcycles, die mehr Social-Media-Beiträge als tatsächliche Motorräder produzieren, stellt sich die Frage: Gibt es noch Hersteller, die in diesem Segment eine Rolle spielen?

Ducati kennt sich mit elektrischen Superbikes derzeit am besten aus. Das Unternehmen geht in die dritte Saison als Lieferant der MotoE-Weltmeisterschaft. Ducati betont, dass das Ziel dieses Projekts darin liegt, die Technologie auf die Straße zu bringen. Laut Roberto Canè, Director of E-Mobility bei Ducati, wird das MotoE-Team sowohl aus Renn- als auch Produktionsingenieuren gebildet, um in naher Zukunft die Elektrifizierung bei Ducati voranzutreiben.

Fazit: Wohin geht die Reise der Elektromotorräder?

Die erste elektrische Serienmotorrad wurde 2007 verkauft. Nach 18 Jahren ist noch immer unklar, welche Rolle Elektromotorräder in der Zukunft spielen werden. Unabhängig von Meinungen oder Vorlieben: Fakt ist, dass Elektromotoren Energie zwei- bis dreimal effizienter in Bewegung umwandeln als Verbrennungsmotoren.

Außerdem haben wir bereits enorme Fortschritte bei der Produktion von kohlenstoffarmer Elektrizität erzielt, während kohlenstoffarme Kraftstoffe noch in den Kinderschuhen stecken. In Deutschland stammt mittlerweile über 50% des Stroms aus kohlenstoffarmen Quellen, in ganz Europa sind es inklusive Kernenergie sogar 75%.

Warum fahren wir dann noch nicht alle elektrische Motorräder? Weil die Technik noch Herausforderungen birgt: Lithium-Ionen-Batterien haben eine zu geringe Energiedichte, die Reichweite ist zu kurz, Ladezeiten sind zu lang und die Preise zu hoch. All diese Probleme könnten lösbar sein – doch das größte Hindernis ist vielleicht, dass Motorradfahrer selbst zu wenig Interesse zeigen.

Vor allem bei Freizeitmotorrädern ist die Skepsis groß. Bei kleineren Stadt- und Pendlerfahrzeugen hingegen sieht es besser aus: Hier sind Reichweite und Ladezeit weniger kritisch. Zudem legen Pendler mehr Wert auf niedrige Betriebskosten und minimalen Wartungsaufwand.

Ob Elektromotorräder außerhalb des Stadtverkehrs Zukunft haben, hängt von zwei Faktoren ab: Erstens, wann der Verkauf von neuen Benzinmotorrädern gesetzlich verboten wird. Zweitens, ob alternative kohlenstoffarme Kraftstoffe wie Wasserstoff oder synthetische E-Fuels wirklich praxistauglich werden.

Trotz aller Herausforderungen sind Elektromotorräder bereits Realität. Und vielleicht müssen wir sie nicht als Zukunft betrachten – denn sie sind schon heute da.

Dieser Artikel wurde von BMS E-motorrijder auf Facebook veröffentlicht und von uns ins Deutsche übersetzt. Das Original findet Ihr hier:

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