Lambretta Elettra S – ein Klassiker unter Strom
Ikone im Wandel – was passiert, wenn Stil auf Strom trifft?
Italienisches Design, Stahlblech und Stilbewusstsein – kaum eine Marke steht so sehr für die Eleganz des motorisierten Rollerfahrens wie Lambretta. Doch was passiert, wenn eine echte Ikone aus der Nachkriegszeit den Sprung ins elektrische Zeitalter wagt? Wird der Geist der Vergangenheit in einer batteriebetriebenen Zukunft weiterleben?
Vom Stahlrohr zum Stilobjekt
Lambretta wurde 1947 vom italienischen Unternehmer Ferdinando Innocenti in Mailand gegründet. Ursprünglich aus der Stahlrohrproduktion kommend, entwickelte Innocenti nach dem Zweiten Weltkrieg einen preiswerten Motorroller für die breite Bevölkerung. Benannt nach dem Fluss Lambro und dem Stadtteil Lambrate, wurde Lambretta bald zum Symbol des italienischen Designs und der europäischen Nachkriegsmoderne. In den 1950er- und 1960er-Jahren erlebte die Marke ihre Blütezeit und avancierte – neben der Vespa – zum Kultobjekt, besonders in der britischen Mod-Kultur. (Kurzform von „Modernist“)
Durch Lizenzproduktionen in Ländern wie Indien, Spanien und Argentinien wurde Lambretta zu einer internationalen Marke. Mit dem Aufkommen günstiger Autos ging die Nachfrage in den 1970er-Jahren zurück, und 1971 schloss die Fabrik in Mailand; die Produktion wanderte nach Indien. Seit den 2000er-Jahren erlebt Lambretta eine Renaissance: Unter der Leitung von Innocenti S.A. und der KSR Group werden wieder moderne Roller im klassischen Retrodesign gefertigt, die an das stilprägende Erbe der Marke anknüpfen.
„Mehr als sieben Jahrzehnte nach ihrem Debüt wagt die Marke nun einen mutigen Schritt in die Zukunft – und bleibt dabei ihren Wurzeln erstaunlich treu.“
Premiere auf der EICMA 2025
Auf der EICMA 2025 in Mailand präsentierte die Traditionsmarke erstmals ihr vollelektrisches Modell, die Elettra S. Schon der Name verrät, dass hier klassische Formensprache und moderne Antriebstechnik zu einer neuen Generation des urbanen Fahrgefühls verschmelzen sollen.
Technik mit Stil – das steckt in der Elettra S
Die Lambretta Elettra S ist der erste vollelektrische Roller aus eigenem Hause und bleibt dabei dem typischen Stil der Marke treu: eine elegante, selbsttragende Stahlkarosserie mit klaren Linien und charakteristischer Front. Unter der nostalgischen Hülle steckt modernste Elektrotechnik.
Ein permanenterregter Synchronmotor (PMSM) liefert 4,0 kW Dauerleistung und bis zu 6,0 kW Spitzenleistung, das maximale Drehmoment liegt bei rund 101 Nm – genug für flotte Ampelstarts. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt rund 90 km/h, und in nur etwa zehn Sekunden erreicht die Elettra S 40 km/h.
Die Lithium-NMC-Batterie mit 72 V und 4,5 kWh Kapazität soll im Eco-Modus eine Reichweite von bis zu 120 Kilometern ermöglichen. (In der Realität gehen wir von 70-80 km aus.) Geladen wird sie an einer Haushaltssteckdose in rund 5 Stunden 40 Minuten, während eine Schnellladung auf 80 % etwa 3 Stunden 24 Minuten dauert. Mit einem Gewicht von nur 132 Kilogramm bleibt der Roller handlich und wendig – perfekt für den Stadtverkehr.
Fahrwerk, Komfort und Kontrolle
Technisch setzt Lambretta auf bewährte Qualität: Vorn arbeitet eine Zugstrebenführung mit Doppeldämpfer, hinten erstmals ein Monofederbein mit einer Aluschwinge– das sorgt für ein agiles, aber komfortables Fahrverhalten. Das TFT-Farbdisplay, die Voll-LED-Beleuchtung und die drei Fahrmodi (Eco, Ride, Sport) runden das moderne Konzept ab.
Auf Knopfdruck klappt der Sitz der E-Lambretta hoch und gibt die Technik im Heck frei. Eine pfiffiges Detail.
Marktstart, Preis und Ausblick
Optisch bleibt die Elettra S eine echte Lambretta – elegant, metallisch, charakterstark. Kein Plastikroller, sondern ein elektrischer Stadtflitzer mit Seele. Der Marktstart ist für die zweite Hälfte 2026 geplant, der Preis soll sich um die 6.500 Euro bewegen – ein selbstbewusster, aber angemessener Einstieg für Designfans (nicht nur) mit Umweltbewusstsein.
Die #SteckerBiker meinen:
Im Netz kursieren bereits Bilder aus 2023 und 2024 – die Spannung begleitet uns auch 2025/2026. Ob die Batterie(n) der neuen Lambretta Elettra S entnehmbar sein werden, steht allerdings noch in den Sternen. Wir hoffen inständig, dass Lambretta nicht die Fehler der ersten eSchwalben und Vespa Elettrica wiederholt und die Akkus fest verbaut.
Ebenso wünschen wir uns, dass Lambretta echten Verkaufswillen zeigt – denn schöne Prospekte und Messeauftritte reichen nicht. Die Vespa Elettrica hat gezeigt, wie man es nicht macht: kaum Probefahrten, kaum Verfügbarkeit. So begeistert man weder Kundschaft noch schafft man es gesehen zu werden.
Mit der Elettra S betritt Lambretta nun die Bühne der Elektromobilität und beweist, dass Tradition und Innovation keine Gegensätze sein müssen. Der Geist der 50er trifft auf die Technik von morgen – Retroschick ist angesagt wie nie.
Wenn Lambretta es ernst meint, könnte ihnen der Sprung in die Gegenwart tatsächlich gelingen – und vielleicht sogar der Neustart einer echten elektrischen Ikone.