Arctic Leopard Cheetah E-XE880 im Offroadtest

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Categories Fahrzeuge
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Author Andrew Thijssen

Arctic Leopard ist ein chinesisches Start-up mit mehreren Elektromotorrädern im Programm und will sich im wachsenden Offroad-Segment einen Namen machen. Das von uns getestete Bike, die Cheetah E-XE880, ist derzeit ihr fortschrittlichstes Modell. Die Zahlen in der Typenbezeichnung verweisen auf das maximale Drehmoment in Newtonmetern.

Die schwarze Cheetah E-XE880 leistet maximal 37 kW (51 PS), nominell 11 kW (15 PS) und bringt 108 kg auf die Waage. Abgesehen vom Antrieb ist die Cheetah ein konventionelles Offroad-Motorrad.

Technik

Der Aluminiumrahmen entspricht einem Standard-Layout, das Fahrwerk kommt von Zhejiang ZL, die Räder von KKE und die Bremsen von Braktec. Interessant: Es gibt keine fußbetätigte Hinterradbremse, gebremst wird über Hebel am Lenker. Am Rahmen sind jedoch Aufnahmepunkte vorhanden, falls eine Fußbremse bevorzugt wird. Die Reifen stammen von Maxxis, das Gesamtdesign der Cheetah erinnert an eine Honda.

Als Enduro ist sie mit Blinkern, Beleuchtung und Hupe ausgestattet und damit straßenzugelassen. Trotz dieser vertrauten Elemente fühlt sich die Cheetah E-XE880 anders an, als man es gewohnt ist. Verbaut ist eine 90-V/75-Ah-Batterie (6,75 kWh). Gewicht ist bei Offroad-Maschinen stets entscheidend, Arctic Leopard gibt 108 kg an.

Bleiben die großen Fragen: Wie weit kommt sie? Und wie schnell ist sie?

Das Testmotorrad war brandneu, direkt aus der Kiste, mit nur 2 km auf dem Tacho. Arctic Leopard nennt 214 km Reichweite bei durchschnittlich 15 km/h. Natürlich ist das ein theoretischer Wert; die reale Reichweite hängt stark vom Fahrstil und vom Gelände ab.

Bei der Einstellbarkeit zeigt sich die Cheetah extrem vielseitig. Am Lenker lässt sich zwischen fünf Fahrmodi wechseln: Novice, Trail, Enduro, Rally und MX. Jeder Modus bietet drei Unterstufen. Und wem das nicht reicht, der findet in der Cheetah-App noch mehr Optionen, um Höchstgeschwindigkeit, Leistung, Power-Boost, Rekuperation und Traktionskontrolle feinzujustieren. Das zu durchschauen dauert etwas, doch hat man es einmal verstanden, reichen ein paar Klicks und Wischgesten am Smartphone.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Auf der linken Lenkerseite befindet sich auf Daumenhöhe ein kleiner Hebel als (Ent-)Kupplung. Damit lässt sich der Motor mechanisch vom Sekundärantrieb entkoppeln.

Fahreindrücke

Wir starteten mit zwei Cheetah E-XE880, beide wie empfohlen im Serien-Setup. Die Testroute war kein Motocross-Kurs, sondern ein Nachmittag auf legalen Offroad-Strecken in den Niederlanden.

Die Cheetah zeigt mehrere Gesichter. Man kann sie ganz gesittet bewegen, doch wenn man ihr volles Potenzial abruft, wird sie brachial. Mit allen Reglern am Anschlag ist sie kein einsteigerfreundliches Spielzeug – dafür sorgen das sofortige Ansprechverhalten des Gasgriffs und das massive Drehmoment. Auf Level 2 hingegen bietet das Bike für die meisten Fahrer mehr als genug Punch.

Das Fahrwerk wirkte leicht unausgewogen: vorn eher straff, hinten etwas weich. Einstellmöglichkeiten sind vorhanden. Die Hinterradbremse könnte zudem mehr Biss vertragen, vorn passt es. Das mag teilweise daran liegen, dass das Motorrad fabrikneu war und sich alles erst einfahren musste.

Auf einem richtigen Motocross-Track mit tiefen Wellen und schwerem Sand konnten wir die Cheetah nicht testen. Unser Verdacht: In solchen Extremsituationen könnte das Fahrwerk wegen fehlender Progression und Dämpfung an Grenzen stoßen. Ein Rundstreckentest würde Klarheit bringen.

In der Maximal-Einstellung ist die Cheetah E-XE880 äußerst kräftig und sucht mit ihren stets verfügbaren 880 Nm Drehmoment permanent nach Traktion. Der Lenkeinschlag reicht für enge Kehren aus, und dank tief platziertem Motor und Akku wirkt das Bike ausgewogen – vergleichbar mit einer 250-cm³-Viertakt-Crossmaschine.

Insgesamt fuhren wir 4,5 Stunden über Sand, Waldwege, loses Gelände und Verbindungsstraßen. Nach 2,5 Stunden und 42 km legten wir eine Mittagspause ein. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Bikes noch 40 % bzw. 37 % Restakku. Während des Essens luden wir auf 90 % nach. Die folgenden 20 km dienten überwiegend Foto- und Videoaufnahmen. Bei der Rückkehr waren die Akkus noch bei etwas über 50 %.

Zusammengefasst

Die Cheetah E-XE880 hinterlässt einen soliden Gesamteindruck. Das konstante Drehmoment macht sie einfach zu fahren, und die nahezu endlosen Einstellmöglichkeiten sorgen dafür, dass jeder eine zu seinem Stil passende Abstimmung findet – auch wenn das Feintuning etwas Zeit braucht.

Das Fahrwerk ist nicht High-End, wird aber für 90 % der Fahrer völlig ausreichen. Gleiches gilt für die Bremsen, wenngleich wir uns hinten mehr Verzögerung wünschen würden. Eine Fußbremse ist optional (150 €), der Rahmen ist dafür vorbereitet.

Weitere Anmerkungen: Der Seitenständer sitzt hoch und ist etwas schwer zu ertasten, das digitale Display ist klein, aber gut ablesbar, und das Handling ist ausgezeichnet.

Für freizeitliches Offroad-Fahren ist die Arctic Leopard ein sehr fähiger Begleiter. Und falls Reichweitenangst ein Thema ist: Unter dem „Tank“ gibt es ein Staufach für das 2-kW-Ladegerät.

Ein interessanter Fakt: In Europa richtet sich die für ein Elektromotorrad erforderliche Führerscheinklasse nach der Nennleistung. Mit 11 kW darf die Cheetah mit A1 gefahren werden – wir empfehlen in diesem Fall dringend, zunächst im Novice-Modus zu bleiben.

Wer technische Spielereien, endlose Einstellmöglichkeiten und solide Alltagstauglichkeit mag, sollte die Arctic Leopard Cheetah E-XE880 als zukunftssicheres Elektro-Offroad-Motorrad in Betracht ziehen.

Preis: 10.450 €

Besonderer Dank an Luuk van der Bolt für das Fahrer-Feedback und an Motor van de Toekomst für die Testbikes!

Technische Daten

  • Länge: 2.170 mm

  • Breite: 825 mm

  • Höhe: 1.350 mm

  • Radstand: 1.480 mm

  • Sitzhöhe: 950 mm

  • Bodenfreiheit: 350 mm

  • Gewicht: 108 kg

  • Anzeige: TFT

  • Beleuchtung/Hupe: LED-Scheinwerfer, Hupe

  • Vorderrad: 80/100-21 (Giant 7050)

  • Hinterrad: 120/90-18 (Giant 7050)

  • Vorderradbremse: 270 mm / J.Juan Zweikolben-Bremssattel

  • Hinterradbremse: 240 mm / J.Juan Einkolben-Bremssattel

  • Lenker: 22–28 Fatbar 7075, Custom

  • Reifen: Maxxis

  • Gabelbrücke: Custom, Vorwärts-/Rückwärts-Arretierung, CNC-Aluminiumlegierung

  • Vorderradfederung: 48 mm, 300 mm Federweg, Upside-Down

  • Hinterradfederung: 300 mm Federweg, Druck-/Zugstufe und Vorspannung einstellbar

  • Maximale Reichweite: 190–215 km (bei 30 km/h)

  • Höchstgeschwindigkeit: 125 km/h

  • Endantrieb: RK-520-Kette, Übersetzung 13:49

  • Raddrehmoment: 880 Nm

  • Maximale Leistung: 37 kW (51 PS)

  • Motorwirkungsgrad: 96 %

  • Elektronische Bremse: lineare E-Bremse

  • Rekuperation: mehrstufig einstellbar

  • Kupplung: optionale elektronische Kupplung

  • Rückwärtsgang: ja

  • Batterie: 90 V / 75 Ah (Standard)

  • Ladegerät: 2.000 W

  • Garantie: 12 Monate

Dieser Artikel erschien in englischer Sprache bei unserem Mediapartner THEPACK. Das Original ist hier zu finden: https://thepack.news/off-road-test-review-arctic-leopard-cheetah-e-xe880/

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