e-Cannonball 2025 – #SteckerBiker bei der E-Auto-Rallye
Europas größte E-Auto-Rallye im Herzen NRWs
Am langen Wochenende vom 3. bis 5. Oktober 2025 fand im Herzen Nordrhein-Westfalens bereits zum achten Mal der „e-Cannonball“ – Europas größte E-Auto-Rallye – statt. Rund um Düsseldorf trafen sich 108 Teams, um am Samstag und Sonntag auf verschiedenen Rundkursen Kilometer und Punkte zu sammeln.
Fans, Interessierte und Freunde der Elektromobilität konnten die Fahrzeuge live vor Ort, entlang der Strecke oder bequem von zu Hause im Livestream erleben.

Elektrische Vielfalt auf zwei und vier Rädern
Neben den bereits häufig im Stadtbild anzutreffenden E-Autos waren auch zahlreiche Luxuskarossen, auf E-Antrieb umgerüstete Fahrzeuge – die sogenannten „Heros“, zwei elektrische LKW-Zugmaschinen sowie neun unerschrockene E-Motorrad-Fahrer am Start.

Ein Sturm zieht auf
Samstagvormittag präsentierten die Fahrer ihre Fahrzeuge im „Parc Fermé“. Neben Enthusiasten und Bastlern waren auch Familien, Teams, YouTuber, Influencer und sogar TV-Prominenz vor Ort, die geduldig alle Fragen beantworteten und sich Zeit für ihre Fans nahmen.
Aufgrund einer angekündigten Sturmfront musste die Veranstaltung jedoch kurzfristig von der Düsseldorfer Innenstadt auf den Hotelparkplatz in Neuss verlegt werden.

Breit aufgestelltes Starterfeld
Bereits bei der Aufstellung zogen die E-Motorräder zahlreiche neugierige Blicke auf sich – eine solche Vielfalt an #SteckerBikes gab es beim e-Cannonball noch nie! Neben den Generation-3-Modellen von Zero Motorcycles – der SR/F, SR/S und DSR/X – gingen auch eine Energica EsseEsse9 und eine LiveWire S2 an den Start.
Herausforderer und e-Cannonball-Gründer Ove Kröger trat mit seiner Energica Experia gegen den eigens aus Indien eingeflogenen sympathischen (E-)Motorrad-YouTuber Marc Travels auf einer 1.000 Nm starken Verge TS Pro an.
Das #SteckerBiker-Duo aus Berlin, Patrick und ich, Remo, startete mit deutlich kleineren Akkus, geringerer Ladeleistung und wesentlich preiswerteren Modellen – einer BlackTeaMotorbikes (BTM) „Wildfire“ und einer LiveWire S2 Del Mar. Diese Wahl sollte sich als eine echte Herausforderung für Mensch und Maschine erweisen.

Teamgeist und Strategie
Als letztes rollten die E-Motorräder durch den Startbogen – so hatten wir genug Zeit, um an der ersten Challenge vor Ort im Hotel teilzunehmen: dem heißen Draht von E.ON. Gar nicht so einfach, einen Ring über eine rotierende Spirale zu bewegen, ohne anzuecken! Mit den ersten gesammelten Punkten kam auch das Wetter in Fahrt: Die Wolkendecke riss auf und sogar die Sonne ließ sich blicken.
Die Bikes starteten im Zwei-Minuten-Takt, was nicht nur für einen entspannten Ablauf sorgte, sondern auch Gelegenheit für kurze Interviews für den Livestream bot.
Während alle anderen Teilnehmer direkt losfuhren, warteten die #SteckerBiker kurz nach dem Start aufeinander. Ihr Ziel: die 166 Kilometer lange Strecke gemeinsam zu meistern. Dieser besondere Teamgeist, der unter den Elektrobikern spürbar war, zeigt einmal mehr: Zusammen fahren ist mehr als nur ein Motto – es ist ein echtes Gemeinschaftsgefühl.

Erste Etappe: durchwachsenes Wetter, Autobahn & Rhein-Fähre
Das erste Teilstück führte über die Autobahn – ideal, um schnell dem städtischen Trubel zu entkommen. Ab der Rhein-Fähre Orsoy–Walsum wurde es kurviger und landschaftlich reizvoller. Unser erstes Ziel war ein E.ON-Ladepark, an dem wir nicht nur unsere Bikes laden, sondern auch ein paar Quizfragen beantworten mussten.
Die Energicas und Marcs Verge sind CCS-schnellladefähig und erreichten in nur 10–15 Minuten fast wieder ihre volle Akkukapazität – Ladeleistungen um die 23 kW waren kein Problem. Anders sah es bei Patricks BTM Wildfire aus: Anfangs gab es Ladeprobleme, die wir auf die verwendete Ladesäule zurückführten. Doch auch die beiden LiveWire S2 Del Mar von Remo und Lit luden mit max. 5 kW – wirklich viel Energie kam da nicht in die Akkus.
Zum Glück reichte der Akkustand dennoch bis zum nächsten Etappenziel: dem Landschaftspark Duisburg. Schon hier zeigte sich der Vorteil größerer Akkus und CCS-Schnellladen. Patrick und Lit mussten nacheinander an einem Ladepunkt laden, während ich gut einen Kilometer zu Fuß zurücklegen musste, um meine LiveWire ans Stromnetz zu bringen. In voller Motorradkluft kam ich völlig durchgeschwitzt und genervt am Landschaftspark an – während die anderen schon Fotos gemacht und eine Münze geprägt hatten.
Marc Travels – nicht nur geheimer Favorit der e-Motorrad-Challenge, sondern auch ein guter Freund – half mir, die verpassten Aufgaben nachzuholen, damit ich wenigstens punktemäßig dranbleiben konnte. Ein Hoch auf die Community!

Zurück zur Gruppe und hoch hinaus
Patrick chauffierte mich anschließend auf seiner BTM Wildfire zum Ladepunkt zurück: die Gruppe wartete auf uns, um schließlich gemeinsam weiter zur Halde Hohenward zu fahren. Das Befahren der Halde ist normalerweise nicht gestattet, doch durch eine Ausnahmegenehmigung durften wir (fast) lautlos die geschwungenen Wege hinauffahren. In weiten Kurven zogen sich die Straßen sanft an den Hängen entlang, umrundeten die Halde mehrfach, bis wir schließlich das Plateau erreichten. Der Ausblick dort oben war atemberaubend – Weite, Ruhe und ein echtes Highlight der Tour. Ich wäre gern noch länger geblieben, doch die Akkus leerten sich stetig und der Community-Gala-Abend im Hotel rückte unaufhaltsam näher.

Bier-Pong-Challenge: Geschicklichkeit unter Zeitdruck
Am Fuße der Halde erwartete uns die nächste Challenge: „Bier-Pong“. Ziel war es, einen Tischtennisball nach dem Aufprall in einem Becher zu versenken – dieser wurde dann in einen weiteren Becher gestapelt. Je mehr Treffer in einer Minute, desto mehr Punkte. Hört sich einfach an – während die ersten Becher noch leicht fielen, bissen sich viele Teilnehmer zum Ende hin regelrecht die Zähne aus.

Ladestopp, Abschied und Herausforderung
An diesem Punkt trennten sich unsere Wege: Am einzigen Ladepunkt in der Nähe luden wir die drei „Schnarchlader“ nacheinander auf etwa 70 % – genug, um entspannt das Tagesziel zu erreichen. Die übrigen Fahrer hatten noch ausreichend Elektronen in ihren Akkus und konnten direkt weiterfahren.
Etwas verspätet im Hotel angekommen, hieß es: Ladepunkt suchen und die Maschinen für Sonntag aufladen. Doch erneut bereitete Patricks BMT Wildfire Probleme. Nach zahlreichen erfolglosen Versuchen musste er schließlich aufgeben – ein herber Rückschlag, auch wenn seine Maschine noch ein Prototyp des sympathischen Herstellers war.
Das Dreier-Team hielt Bir zum Schluss zusammen: Wir kamen geschlossen – aber deutlich verspätet – zum Community-Abend, auf den sich alle so sehr gefreut hatten. Schon am ersten Tag hatten uns die #SteckerBikes, die eigentlich eher für kurze Pendelstrecken oder City-Touren gedacht sind, alles abverlangt – und die Stimmung war ungebrochen!

Zweite Etappe: 312 km durch NRW
Nach einer sehr kurzen Nacht starteten die e-Motorräder am zweiten Tag der Rallye als Erste. Um 6:45 Uhr ging es gemeinsam los – es war kalt, nass und dunkel. Nur wenige Zuschauer waren zum Start erschienen. Ich machte mir große Sorgen, ob ich den Tag gut meistern würde, denn ich musste allein und ohne meinen Freund und Navigator Patrick 312 Kilometer quer durch NRW zurücklegen. Patrick, gesundheitlich angeschlagen, und Mitt technischen Herausforderungen kämpfend, hatte sich entschieden, auf die zweite Etappe zu verzichten und wollte den Tag am Ziel – dem Ladepark Kreuz-Hilden – verbringen.
Lit, der das gleiche Modell fuhr wie ich – eine LiveWire S2 Del Mar – hatte bereits vor zwei Jahren Erfahrung durch die Teilnahme in einem e-Auto gesammelt. Ich glaube, er ahnte noch nicht, welche Strapazen uns auf den e-Motorrädern bevorstanden. Ove, ehemaliger Petrolhead und seit 2016 begeisterter e-Motorrad-Fahrer, startete auf seiner Energica Experia mit halbvollem Akku – ein „Luxus“, den man sich nur leisten kann, wenn die Maschine wieder schnell an einer Gleichstromladesäule aufladen kann. Nach knapp 70 Kilometern Autobahn trennte sich das Feld kurz vor der ersten Challenge, um an den jeweiligen Ladestationen Energie zu tanken.

Dem Sieg so nah
Nach etwa 1,5 Stunden Ladezeit machten sich Lit und ich auf den Weg zur ersten Challenge, wo – zur großen Überraschung – Marc und Ove auf uns warteten. Leider kostete mich die erste Aufgabe gleich 200 Punkte: ein Tennisball sollte von einer Pylone aufgenommen, über einen Parcours gefahren und in einen Becher abgelegt werden. Durch die hohe Sitzposition auf der Del Mar konnte ich den Ball aber nicht richtig greifen und musste abbrechen.
Die zweite Challenge war eine etwa fünf Meter lange Strecke, die man so langsam wie möglich zurücklegen musste, ohne dabei den Fuß abzusetzen. Jackpot! Mit fast 27 Sekunden und 2.640 Punkten lag ich klar vorn und fühlte mich siegessicher. Chakka! Trotz nasser Füße, Dauerregen und ständig beschlagenem Visier war meine Laune großartig!
Ladesäule nicht gleich Ladesäule?
Nach weiteren 70 Kilometern durchs Bergische Land entschieden Lit und ich, die Gruppe nicht länger aufzuhalten – unsere Akkus waren fast leer, und bei 1,5 Stunden Ladezeit machte es Sinn, getrennte Wege zu gehen. Das war auch gut so. Das einphasige Laden an Typ-2-Ladern hat viele Tücken: Einige 22-kW-Säulen teilen die Leistung bei zwei gleichzeitig ladenden Fahrzeugen auf 11 kW auf. So lädt die LiveWire nicht mit den angegebenen 5,1 kW, sondern nur mit 3,3 kW. Die Ladezeit verlängert sich von zwei auf über 3,5 Stunden – und genau das passierte uns auch.
200 Meter entfernt gab es weitere sechs Ladepunkte – ein Traum für jeden Langsamlader. Selbst wenn einer oder zwei belegt oder defekt sind, bleiben genug übrig. Wenn sie nicht auf einem Firmengelände stünden, dessen Tore uns den Zutritt verweigerten. Dass diese Säulen vom Staat gefördert und 24 Stunden nutzbar sein sollten, ist ein anderes Thema.
Mit einem Prozent Akku kam ich Überland etwa einen Kilometer weit. Der nächste Ladepunkt lag 22 Kilometer entfernt – 22 % waren noch im Akku. Das wird knapp. In Attendorn, mit dem „letzten Elektron“ angekommen, war die Stimmung am Tiefpunkt: Obwohl unsere Maschinen keine Ladewunder sind, hapert es massiv an der Ladeinfrastruktur. Jeweils acht Ladepunkte hinter und vor einem Landesgebäude waren offenbar nur während der Öffnungszeiten nutzbar – für uns ein großes Ärgernis und absolut unnötig. Am Bahnhof fanden wir endlich eine passende Lademöglichkeit.
Ein paar hundert Meter zu Fuß entfernt fanden wir an der Tankstelle nicht nur heißen Kakao zum Aufwärmen, sondern auch einen Moment, um zur Ruhe zu kommen und offen miteinander zu sprechen. Ohne Lit hätte ich die Rallye wohl nicht zu Ende gefahren – er hat mich motiviert, und zusammen haben wir ein echt tolles Team gebildet.

Weitreichende Entscheidung
Der Zeitplan sah vor, dass alle Teilnehmer bis 17 Uhr im Ziel sein sollten. Wir beschlossen gemeinsam: Wir ziehen das durch – bis zum Ende, ganz egal, wie lange es dauern würde!
Weiter ging es durch eine wunderbar kurvige, ländliche Strecke vorbei an Bergen und Stauseen zur Müngstener Brücke. Die Challenge: „Wirf den Pinguin“ – ein ungewöhnliches Dartspiel. Ein Sack in Pinguinform musste auf ein Laken mit Zielscheibe geworfen werden. Lit erzielte 500, ich 400 Punkte. Die Kulisse vor der Brücke war selbst im Regen traumhaft. Das Team vor Ort hat extra auf uns gewartet – vielen lieben Dank dafür!
Die Anspannung sinkt
Noch immer siegessicher fuhren wir zum letzten Ladestopp. Der größte Teil der Strecke lag nun hinter uns und der Druck und die Anspannung verschwanden langsam.
Direkt an der Hauptstraße wurde ein Teil des Grundstücks „abgezwackt“, um Parkplätze und Ladesäulen zu errichten. Die Besitzer selbst luden dort und wunderten sich über die Vielzahl der e-Fahrzeuge auf ihrer Straße. So viel privater Einsatz ist hoch anzurechnen – wenn die Politik es nicht schafft, machen es zumindest die e-Mobilisten selbst. Chapeau und vielen Dank für die einstündige, unterhaltsame Ladepause!
Nach dem Fotostopp am Altenberger Dom – wir fuhren mit unseren leisen Maschinen direkt bis zur Pforte – ging es auf die letzten 40 Kilometer zum Ziel in Hilden. Geschätzte Ankunftszeit: 18:30 Uhr. In der FindPinguinApp wurden alle Teams getrackt: Wir sollten mit Abstand die Letzten sein. Aber: Wir sind die gleiche Strecke gefahren wie alle anderen auch, und darauf sind wir sehr stolz!

Allein ins Ziel
Am Ladepark-Hilden angekommen stand zwar noch der Zielbogen, doch die Aufräumarbeiten waren in vollem Gange. Gerne wären wir unter Applaus über die Ziellinie gefahren, aber ein Abbruch oder Streckenverkürzung kam für uns nicht infrage! Haben wir dafür den Sieg aufs Spiel gesetzt?
Die innerliche Enttäuschung war groß, als die drei Sieger der e-Motorrad-Kategorie ausgerufen wurden: Selbst nur mit den Punkten aus der Langsamfahr-Challenge hätte ich gute Chancen auf den Sieg gehabt – wenn wir wegen des zu späten Eintreffens nicht disqualifiziert worden wären.
Immerhin gab es einen Pokal für das „Schlusslicht“ – als ich auf die Bühne gerufen wurde, verstand Lit sofort meinen Blick: Er stand auf, umarmte mich, und gemeinsam gingen wir auf die Bühne. Ein toller Moment! Allein hätte ich das niemals durchgestanden.

Die Erkenntnis
Nach 11 Stunden Dauerregen, rutschigen laubbedeckten Straßen und quälend langen Ladepausen wurde mir klar: Den e-Cannonball habe ich zwar nicht gewonnen, aber in diesen zwei Tagen habe ich alte Freunde neu erlebt und viele neue Freunde dazu gewonnen. Vor allem wurde mir bewusst, wie unglaublich wichtig mir die #SteckerBiker-Community ist. Wir fahren zusammen, halten zusammen und gewinnen als Team. Keiner bleibt allein zurück – nicht einmal das rote Licht am Ende des e-Cannonballs.
