Elektromotorräder überraschend stabil in sinkenden Zweiradmarkt.
Der Industrieverband Motorrad e.V. hat die Zulassungszahlen für das erste Halbjahr 2025 veröffentlicht. Und die sehen nicht sehr gut aus: Wurden im ersten Halbjahr des Vorjahres noch fast 126.000 Motorräder neu zugelassen, sind es in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres nur noch knapp 90.000. Das entspricht einem Minus von fast 29 %.
Euro-5-Ende wirkt nach
Der Grund dafür dürfte einerseits in der Ende letzten Jahres ausgelaufenen Euro-5-Norm liegen: Zwar fand der Boom der Tageszulassungen, mit dem die Händler und Hersteller ihre Lagerbestände verkäuflich halten konnten, und damit der außergewöhnliche Anstieg der Zulassungszahlen, erst gegen Ende des Jahres statt – aber diese Maschinen, die jetzt teilweise nur mit deutlichem Abschlag verkauft werden können, belasten natürlich den Verkauf von (noch nicht zugelassenen) Neufahrzeugen. Je nachdem, wie viele „Euro-5-Altbestände“ die Händler und Hersteller zum Jahreswechsel noch am Lager hatten, so mehr oder weniger sind sie aktuell vom Rückgang der Neuverkäufe betroffen.
KTM mit dramatischem Einbruch
Besonders traf es den KTM-Konzern: Nur noch 2.153 Neufahrzeuge der Marke wurden im Zeitraum Januar bis Juni 2025 in Deutschland zugelassen – ein Minus von mehr als 75 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit 8.831 Fahrzeugen. Bei der Markentochter Husqvarna sah es mit 595 zu 2.755 Einheiten ähnlich katastrophal aus (–78 %). Bei der ebenfalls zu KTM gehörenden Tochtermarke GasGas waren es sogar –97 % (26 zu 907 Einheiten).
Doch auch die anderen großen Hersteller blieben nicht verschont: BMW hatte ein Absatz-Minus von 23,9 % (13.699 zu 17.990 Einheiten), bei Yamaha waren es –27,7 % (7.826 zu 10.824 Einheiten). Honda (–12,1 %), Triumph (–8,5 %) und Kawasaki (–8,1 %) stehen im Gesamtmarkt noch verhältnismäßig gut da, auch wenn ihre Zahlen ebenfalls rückläufig sind. Die einzigen, die im Markt für Verbrenner-Motorräder zulegen konnten, waren entweder neue Anbieter wie Tayo Motors, die um 66,2 % auf 653 Fahrzeuge wuchsen (nach 393 im Vorjahr), Zhongeng Motors mit einem Plus von 60,9 % (37 zu 23 Einheiten) oder Voge mit 44 % Wachstum (1.215 zu 844 Einheiten), oder kleinere Marken wie Moto Morini (+17,6 % oder 40 zu 34 Einheiten) und Lambretta, die um 65,2 % auf 147 Fahrzeuge zulegen konnten.
Wie schneiden Elektromotorräder ab?
Und wie sieht es bei den reinen Elektromotorrädern aus? Auch dort ist es durchwachsen. Wenn wir von Herstellern mit einstelligen Zulassungszahlen im Vorjahr mal absehen, sieht es besonders finster bei Energica aus: Dort gingen die Zulassungszahlen um 95 % zurück – von 20 auf nur noch eine einzige Einheit. Auch bei BMW, die mit dem CE 04 und dem CE 02 in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich waren und die meistverkauften L3e-Elektrokrafträder in Deutschland stellten, brechen die Zahlen mit –70 % (141 zu 471 Einheiten) deutlich ein. Horwin liegt bei –40,3 %, Vmoto bei –19,2 %, und selbst LiveWire – die Premium-Elektromarke aus dem Harley-Davidson-Konzern – hat mit einem Rückgang von 61,1 % zu kämpfen.
Neue Namen, neues Wachstum
Doch bei anderen Herstellern sieht es deutlich besser aus: NIU verzeichnet ein beeindruckendes Plus von 292,9 % mit 389 zu 99 Einheiten, bei Zero sind es immerhin +33,1 % (185 zu 139 Einheiten). Den wesentlichsten Anstieg verzeichnen jedoch die „sonstigen Hersteller“ – also all jene Marken, die nicht explizit im Markenranking des IVM auftauchen, sondern zusammengefasst werden. Dort ergibt sich ein Plus von 31,1 % mit 1.521 zu 1.160 Einheiten. Diese Entwicklung hebt den Gesamtmarkt der E-Motorräder um 8,6 % an – von 2.615 auf 2.841 Fahrzeuge im ersten Halbjahr.
SteckerBiker-Fazit: Elektromobilität im Aufwind – wenn auch langsam
Damit waren im ersten Halbjahr 2025 mehr als 3 % der neu zugelassenen Motorräder in Deutschland rein elektrisch. Im Vorjahr waren es noch 2 %. Die Zahlen sind gering, ich weiß. Aber sie wachsen. Und sie wachsen getragen von neuen Herstellern mit innovativen Produkten, die sich (noch) unter den „sonstigen Herstellern“ verstecken. Ein Blick in die Statistik des KBA zeigt, dass hier zum Beispiel Stark Future mit 496 neu zugelassenen Einheiten (Vorjahr: 0) maßgeblich zu den gestiegenen Zahlen beiträgt. Aber auch Hersteller wie Maeving, die um 354 % auf 50 Einheiten wachsen konnten (nach 11 im Vorjahr), oder Black Tea Motorbikes, die im letzten Jahr noch recht ruhig unterwegs waren, nun aber neue Modelle ausliefern, bringen frischen Wind in den Markt.
Es ist zwar noch ein weiter Weg – aber es geht voran. Vermutlich hinken die Elektromotorräder den E-Autos derzeit noch um zehn bis fünfzehn Jahre hinterher. Doch es gibt Anlass, gespannt in die Zukunft zu blicken.