Brekr: Vom gefeierten Design-Star zur Insolvenz

Brekr meldet Insolvenz an. Lieferkettenprobleme, Corona und die Fatbike-Debatte trafen das Unternehmen hart. Ein Neustart wird angestrebt. Zukunft ungewiss

Am 14. Februar 2025 musste Brekr beim zuständigen niederländischen Gericht Insolvenz anmelden. Damit hat es nun leider auch einen der Pioniere der zweirädrigen Elektromobilität getroffen. Seit 2018 entwickelte und baute das Team um Jasper Hagedoorn markante Elektrozweiräder, die sich durch ihr einzigartiges Design auszeichneten.

Die Geschichte von Brekr

Brekr startete mit dem Elektrofahrrad F250, das mit seinem langgezogenen Sattel und dem hohen Lenker an die Bonanzaräder der 80er erinnerte. Doch das Unternehmen ruhte sich nicht auf diesem ersten Erfolg aus. Bald kam jemand auf die Idee, dass durch das Weglassen der Pedale unter dem aufsteigenden Zentralrohr Platz für einen großen Akku entstünde. So entstand das F400, ein markantes Kleinkraftrad der Klasse L1e. Das Design der Fahrzeuge war so innovativ, dass Brekr mehrfach mit renommierten Preisen wie dem Red Dot Award und dem IF Award ausgezeichnet wurde.

Mit einem Händlernetz in den Niederlanden, Deutschland, Belgien, Frankreich, Spanien, Polen und Dänemark schien Brekr auf dem besten Weg, eine feste Größe im Elektrozweiradmarkt zu werden. Doch die Realität holte das Unternehmen ein.

Die Ursachen der Insolvenz

Produktionsverzögerungen durch Corona

In den ersten Jahren lief die Entwicklung vielversprechend, doch dann traf die Corona-Pandemie das junge Unternehmen hart. Der Produktionsstart verzögerte sich um vier Monate, später kam es zu einem achtmonatigen Lieferstopp aufgrund von Bauteilemangel. Dies führte zu erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die Brekr nie ganz kompensieren konnte.

Lieferkettenprobleme und verpasste Chancen

Gerade als sich die Lage besserte, sorgten neue globale Lieferkettenprobleme für weitere Engpässe. Die Blockaden im Roten Meer erschwerten die Materialbeschaffung, sodass Brekr nicht genug Fahrzeuge in der Hochsaison 2024 produzieren konnte. Trotz hoher Nachfrage musste das Unternehmen einen Händlerstopp verhängen. Acht Monate später wirkt diese Entscheidung wie eine bittere Ironie.

Fatbike-Diskussion und ihr Einfluss

Ein weiteres Problem, mit dem sich Brekr konfrontiert sah, war die kontroverse Fatbike-Diskussion in den Niederlanden. Fatbikes, also Fahrräder mit besonders breiten Reifen, sind in den letzten Jahren zunehmend in die Kritik geraten. Vor allem Jugendliche nutzen sie in illegal modifizierter Form, um deutlich schneller als die erlaubten 25 km/h zu fahren. Da viele dieser umgebauten Fahrzeuge ohne Helm und Versicherung auf den Straßen unterwegs sind, kam es zu einer deutlichen Zunahme schwerer Unfälle. Medien und Politik reagierten mit Rufen nach strengeren Regulierungen.

Obwohl Brekr selbst keine Fatbikes herstellte und seine Fahrzeuge vollständig legal waren, litt das Unternehmen dennoch unter der Debatte. Die negative Berichterstattung über „schnelle, unsichere E-Zweiräder“ schadete dem gesamten Marktsegment und erschwerte den Absatz.

Brekr gibt nicht auf

Trotz dieser Rückschläge gibt sich das Unternehmen kämpferisch. In einem Statement erklärte Brekr, dass dies nicht das Ende sei. Man sei nach wie vor davon überzeugt, dass die Fahrzeuge eine große Zukunft hätten. Der Insolvenzverwalter arbeite bereits an einem Neustart. Ziel sei es, das Unternehmen schnell wieder auf Kurs zu bringen.

Für die Kunden von Brekr bedeutet die Insolvenz allerdings erst einmal Unsicherheit. Fragen zu Garantie, Ersatzteilen und Reparaturen sind derzeit ungeklärt. Die Verantwortlichen versicherten jedoch, dass sie an einer Lösung arbeiten und über neue Entwicklungen informieren werden.

Wie geht es weiter?

Ob Brekr tatsächlich einen Neustart schafft, bleibt abzuwarten. Die Elektrozweiradbranche steht unter großem Druck: Lieferkettenprobleme, steigende Produktionskosten und ein hart umkämpfter Markt machen es neuen Anbietern schwer. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass Brekr mit seinen einzigartigen Designs und innovativen Ansätzen eine zweite Chance erhält. Denn eines ist sicher: Die Begeisterung für stilvolle und nachhaltige Elektrozweiräder ist ungebrochen.

Titelbild mit freundlicher Genehmigung von Voylt

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