Kommt nach Europa: LiveWire S2 Mulholland

Die LiveWire „S2 Mulholland“, basierend auf der Arrow-Plattform, sollte ursprünglich nur in den USA erscheinen – nun kommt sie überraschend doch nach Deutschland.

Aus Harleys E-Motorrädern wird LiveWire

Von 2019 bis 2020 brachten Harley-Davidson mit der „One“ ihr erstes E-Motorrad auf den Markt. Seit 2021 ist es als LiveWire „One“ erhältlich und überzeugt mit einem 15,4-kWh-Akku sowie CCS-Schnellladefunktion, die eine solide Reichweite für längere Strecken bietet.

Im Mai 2022 präsentierte LiveWire dann die „S2 Del Mar“ – das erste vollständig eigenentwickelte Modell auf der neuen „Arrow“-Plattform. Mit ihrem markanten Dirt- und Flat-Tracker-Design trifft sie den Nerv vieler europäischer Fahrer.

Anfang 2024 folgte die „S2 Mulholland“, ebenfalls basierend auf der Arrow-Plattform, zunächst exklusiv für den nordamerikanischen Markt. Ihr Cruiser-Stil, angelehnt an die HD Sportster, findet dort besonders großen Anklang.

Im Januar 2025 erweiterten LiveWire ihr Portfolio um ein drittes Modell: die „S2 Alpinista“. Die ursprüngliche Idee, die LiveWire-Modelle an eigenen Standorten zu verkaufen, wurde verworfen: Heute sind sie wieder in den etablierten Harley-Davidson-Stores erhältlich.

(Wir berichteten)

Gleich und doch anders?

Mit der Arrow-Plattform verfolgt LiveWire eine modulare Strategie: Ein einheitliches technisches Grundgerüst ermöglicht es, verschiedene Modelle mit individuellen Charakteristika zu entwickeln. So können unterschiedliche Fahrstile und Designvorlieben bedient werden, ohne jedes Motorrad von Grund auf neu zu konstruieren.

Akku und Motor bilden ein kompaktes, tragendes Element, an dem Gabelbrücke, Schwinge, Sitz und Fußrasten befestigt sind. Diese Komponenten variieren in Kombination mit verschiedenen Laufradgrößen, Lenker- und Spiegelpositionen, Lenkwinkeln sowie der Form von Blinkern und Scheinwerfern.

Ebenso identisch bei den Plattform-Geschwistern ist das Gewicht von etwa 200 kg, die Akku-Kapazität von 10,5 kWh (brutto, Li-Ionen), der 5,2-kW-Typ-2-Onboard-Lader, eine Ladezeit von 20–80 % in 78 Minuten, die Höchstgeschwindigkeit von ca. 160 km/h und die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in nur 3,3 Sekunden.

Der Performance-Cruiser „S2 Mulholland“ kombiniert das 19-Zoll-Vorderrad der „Del Mar“ mit dem 17-Zoll-Hinterrad der „Alpinista“. Zusammen mit dem hohen, weit nach hinten reichenden Lenker und dem nach hinten abfallenden Heck entsteht ein völlig neues Fahrgefühl und eine markante, eigenständige Optik.

Das Design der „Mulholland“ bricht mit der traditionellen Gastankform und schafft ein neues Profil sowie eine einzigartige Fahrerfahrung, die eine stärkere Verbindung zwischen Fahrer und Motorrad ermöglicht. Das Fahrerdreieck der „Mulholland“ ist völlig neu und mit einer 6-Zoll-Lenkererhöhung ausgestattet, die eine deutlich aufrechtere Sitzposition erlaubt.

Die Dunlop-Sportmax-Roadsmart-IV-Reifen ermöglichen es, die 55° Neigung nach links und 50° nach rechts voll auszuschöpfen.

Sicherheit & Konnektivität

Die LiveWire „S2 Mulholland“ ist mit allen technischen Finessen ausgestattet:

Kurvenoptimiertes Antiblockiersystem (C-ABS):

Das ABS arbeitet unabhängig an Vorder- und Hinterradbremsen, um ein Blockieren der Räder während des Bremsvorgangs zu verhindern und die Räder am Rollen zu halten. Das kurvenoptimierte Antiblockiersystem (C-ABS) ist eine Variante des ABS, die den Neigungswinkel des Motorrads berücksichtigt.

Drag-Torque-Slip-Control-System (DSCS):

Das Drag-Torque-Slip-Control-System (DSCS) regelt das Rutschverhalten des Hinterrads und verhindert das Blockieren des Hinterrads beim Einsatz von regenerativem Bremsen. DSCS funktioniert bei Geschwindigkeiten über 17 km/h und arbeitet zusammen mit dem ABS-System, um die Verzögerung des Motorrads und die Kontrolle des Fahrers auszugleichen.

Kurvenoptimiertes Traktionskontrollsystem (C-TCS):

Die Traktionskontrolle ist darauf ausgelegt, ein Durchdrehen des Hinterrads zu verhindern, wenn das Motorrad beschleunigt, und verbessert die Kontrolle und das Vertrauen des Fahrers, insbesondere bei nasser Witterung. Das kurvenoptimierte Traktionskontrollsystem (C-TCS) ist weiterhin darauf ausgelegt, übermäßiges Durchdrehen des Hinterrads unter Beschleunigung in Kurven zu verhindern.

App und OTA-Updates: Die neuen Funktionen der S2-App umfassen:

  • Fahrer- und Motorradprofil
  • Standortbestimmung und Wetter
  • Navigation
  • Fahrtverlauf
  • Pannenhilfe
  • Mobiles Wallet zum Speichern von Versicherung und Führerschein
  • Bedienungsanleitung
  • Wartungsplan
  • Over-the-Air-Updates (ganz ohne Händlerbesuch)

Die nachhaltigste LiveWire aller Zeiten?

Die „S2 Mulholland“ setzt völlig neue Maßstäbe, indem sie erstmals nachhaltige und umweltfreundliche Materialien in Schlüsselbereichen wie Karosserie, Sitz und sekundären Kunststoffkomponenten verwendet. Dazu zählen:

Hemp-Bodywork:

Bei der Farbgebung Lunar-White bestehen die vorderen und hinteren Kotflügel aus einem bio-kompositen CAP-Hanf, welches die Verwendung von herkömmlichen Kunststoffen und Lacken auf ein Minimum reduziert.

Recyceltes Plastik aus Ozeanen:

Die Kühlerverkleidungen und internen Verkabelungsträger bestehen aus Ozean-Nylon, das aus weltweit gesammelten Netzen gewonnen, sortiert und pelletiert wird, um als Rohstoff für HYLON®-OZEAN-Verbindungen zu dienen.

Umweltfreundlicher Sitz:

Der Sitz wird aus Bio-Silikon hergestellt, einer umweltfreundlichen Alternative zu Leder oder Vinyl, die sowohl nachhaltig als auch unbedenklich für den Menschen ist.

#SteckerBiker-Fazit

Über die Optik lässt sich bekanntlich streiten – ob der amerikanische Geschmack in Europa gut ankommt, wird sich zeigen. Grundsätzlich begrüßen wir jedoch eine große Modellvielfalt, die sich hoffentlich gut verkauft und elektrische Motorräder endlich bei den etablierten Herstellern auf den Plan ruft.

Ähnlich wie ZERO mit seinen Gen2/Gen3-Modellen setzt LiveWire auf eine Plattform, was hoffentlich zu größeren Stückzahlen und sinkenden Preisen führt. Die „S2 Mulholland“ startet in Deutschland zu einem Preis von 19.427 Euro.

Aus eigener Erfahrung (mit der „S2 Del Mar“) können wir sagen, dass die Hardware (Fahrwerk, Schalter usw.) Harley-typisch von hoher Qualität ist, sich sehr gut anfühlt und gut funktioniert. Die Software hakt hier und da – sollte aber mit der Zeit immer besser werden.

Einige Fragezeichen bleiben jedoch: Warum bietet LiveWire die Modelle nicht auch als 11-kW-Variante (Führerschein B196, A1) an? Der Markt der 125er boomt in Europa und wächst deutlich stärker als die größeren Fahrzeugklassen. Auch beim Händlernetz wünschen wir uns einen flächendeckenden Ausbau, um die technisch durchdachten und vielseitigen LiveWire-Modelle besser an die Kunden zu bringen.

Was haltet ihr von der Optik der „S2 Mulholland“? Habt ihr schon mal auf einer LiveWire gesessen? Dann schreibt es uns in die Kommentare!

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